Rekordsumme von 90.526 Euro Spenden bei Jahresköste 2025 erreicht

Beim Festmahl der Rostocker Kaufmannschaft – der sogenannten Jahresköste – wurde am Freitagabend im Scanhotels City die Rekordsumme von 90.526 Euro gespendet. Rund 200 Gäste nahmen in diesem Jahr am großen gesellschaftlichen Event teil, das seit 1994 jährlich rund um Erntedank stattfindet. „Ich bin außerordentlich zufrieden. Wir Kaufleute haben gezeigt, dass wir trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation optimistisch nach vorn schauen. Wir bringen uns karitativ ein und helfen, wie es die Kaufleute in Rostock schon im Mittelalter taten“, betonte Öllermann Frank Meißler. In diesem Jahr wird das Geld der Jugendarbeit in Vereinen zugutekommen. Als Anschubfinanzierungen für Fahrzeuge erhalten jeweils 15.000 Euro der Förderverein „Jugendschiff Likedeeler“, die Empor-Handball-Jugend und der Wasserspringerclub WSC. Ihnen zu helfen, sei eine „Herzenssache“. Die jungen Wasserspringer müssten derzeit wegen der Dachsanierung der Schwimmhalle bis in andere Bundesländer ausweichen, um ihr Training optimal durchführen zu können, erklärte der Öllermann. Mit der erfreulich hohen Summe können noch weitere Vereine in Rostock gefördert werden. Insgesamt wurden seit 1994 rund 1,3 Millionen Euro für wohltätige Zwecke durch die Kaufmannschaft erbracht.

Als Gastredner sprach Horst Rahe (86), Gründer der Rostocker Kaufmannschaft und erfolgreicher Unternehmer. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Seereederei Rostock sowie Hotel- und Immobilienunternehmer. Er hat in den 1990er-Jahren durch den Aufbau von Firmen (A-ROSA, AIDA und SEAR) und sein Engagement für die Hochschule für Musik und Theater (Horst-Rahe Stiftung zur Begabtenförderung) Wirtschaft und Kultur in der Hanse- und Universitätsstadt maßgeblich mitgeprägt. Die Zeitschrift „Focus“ ehrte ihn als einen von 30 Helden der Deutschen Einheit.

Horst Rahe berichtete, wie er und Nikolaus W. Schües 1993 nach Rostock kamen und ihnen zunächst viel Skepsis entgegengebracht wurde. Doch man habe „voller Optimismus und Tatendrang“ die eigenen Unternehmen eingebracht und auf das WIR in der Stadt gesetzt. „Gemeinsam wollten wir etwas schaffen.“ Daraus sei viel Positives gewachsen. Rostock habe sich hervorragend entwickelt. Derzeit herrsche angesichts von wirtschaftlichen und politischen Krisen allerdings „unendlicher Pessimismus“. Von jungen Eliten höre er oft, dass sie das Land verlassen wollen. Das könne es nicht sein. „Ich vermisse das Engagement für das Land, in dem sie geboren wurden.“ Trotzdem sei er nicht bereit, alles negativ zu sehen. „Wir allein entscheiden über unsere Zukunft.“ Horst Rahe berichtete über seine neuesten Unternehmungen, Menschen zusammenzubringen, damit sie weniger einsam sind und am Leben teilhaben können. Er rief dazu auf, in vielen Orten einen „Stammtisch der Optimisten“ zu gründen, gemeinsam zu lachen und das Leben wieder stärker selbst zu gestalten. Seine Worte berührten.

Während des traditionellen Festmahls aus Ochsenschwanzsuppe, Rippenbraten und roter Grütze werden unterhaltsame Reden gehalten. In diesem Jahr war es Aufgabe von Marcus Diestel, Erster Schenke und Geschäftsführer der Dr. Diestel GmbH, die wirtschaftliche Situation in der Stadt zu betrachten. Er kritisierte, wie schwer es sei, in Rostock eine bezahlbare Wohnung zu finden oder ein Grundstück für ein innovatives Unternehmen. Planungen stockten, Bebauungspläne hingen in der Warteschleife. In Institutionen wie Banken, Versicherungen oder Krankenkassen spüre man längst, dass digitale Prozesse den Alltag erleichtern, nur das Rostocker Rathaus wirke „oft noch wie ein Analogmuseum“. Es sei ein echter Standortnachteil, dass ein Bauantrag fünf Monate dauere. Er forderte die Stadtverwaltung auf, weniger zu verwalten und mehr zu gestalten „Wer immer nur prüft, ob der Wind richtig steht, wird nie in See stechen.“

Marcus Diestel hielt auch ein Plädoyer für den Theaterneubau, der endlich angeschoben sei. Man müsse nur nach Hamburg zur Elbphilharmonie schauen, sie sei zum Wahrzeichen und Stolz der Stadt geworden. Auch das Rostocker Theater sei mehr als nur eine Bühne. Mit dem Bau kehre Leben zurück in die Stadt. „Kunst, Begegnung, Gastronomie und Stadtgefühl.“

Zur Entgegnung trat Senator Steffen Bockhahn (SPD) an. Er meinte, Besserwisserei sei nicht angebracht und verteidigte die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Wie in jedem Unternehmen würden sich die meisten der 2700 Beschäftigten der Stadt „reinhängen und ihr Bestes geben.“ Verwaltungsprozesse seien vom Ablauf her oftmals vorgeschrieben und vom Mitarbeiter nicht zu verändern. Rostock könne auch was, besonders im Kinder- und Jugendbereich, betonte Bockhahn. Beispielsweise hätten die 44 kommunalen Schulen bereits digitale Tafeln. Die Zahl von 100 Sporthallen sei für eine Stadt mit 200.000 Einwohner sogar „überdurchschnittlich gut“. Senator Steffen Bockhahn nahm auch die Gelegenheit wahr, sich als Sportsenator für die aktuellen Förderungen von Sportvereinen durch die Kaufmannschaft zu bedanken.

Das Partnerprogramm fand in diesem Jahr im Lokschuppen statt. Im historischen Ambiente feierten die Gäste einen Casinoabend im Stil der goldenen 1920er-Jahre. Eine Zeitreise im Zeichen hanseatischer Lebensfreude. Zum Abschluss des Abends fanden sich alle Teilnehmer im Scanhotels City ein, um in entspannter Atmosphäre den Abend über den Dächern von Rostock ausklingen zu lassen.